Im Deutschen bezeichnet der Begriff Indianer alle indigenen Völker des amerikanischen Kontinents von Nordkanada bis zu den Pazifikinseln. Es handelt sich dabei um eine kolonialistische Sammelbezeichnung, denn die über 2.000 Volksgruppen eint kein Zusammengehörigkeitsgefühl. Keine der Sprachen kennt einen Überbegriff wie Indianer.
Vorgeschichte der indigenen Bevölkerung Amerikas
Ihre Vorfahren sind in der frühen Geschichte von Asien aus nach Amerika übergesiedelt. Bis zum Ende der letzten Kaltzeit lebten sie auch hier als Jäger und Sammler. Kurz darauf begannen einige Volksgruppen, den Pazifik zu befahren. Die nördlichen Kulturen waren von Ackerbau und der Herstellung von Keramiken geprägt. Das Leben der Völker war größtenteils nomadisch, es gibt jedoch auch Hinweise auf Sesshaftigkeit. Im Süden des Kontinents entstanden städtische Kulturen, deren Lebensader eine ausgeklügelte Bewässerungswirtschaft und die Viehzucht waren. In der Zeit der südamerikanischen Hochkulturen wurden Pflanzen wie Avocados, Kartoffeln, Ananas, Paprika und auch Tabak kultiviert. Viele Gemüsesorten und Früchte haben wir diesen Völkern zu verdanken. Selbst das Meerschweinchen stammt aus der Zucht der südamerikanischen indigenen Völker.
In der Blütezeit reichte ihr Einfluss bis hoch ins Gebiet des Mississippi.
Ankunft der Europäer
Im 16. Jahrhundert brach das Unglück über die Großreiche Mittel- und Südamerikas herein: Spanier vernichteten die Hochkulturen innerhalb weniger Jahrzehnte im Rahmen eines der grausamsten Genozide der Geschichte. Wer dem Völkermord nicht zum Opfer gefallen war, verendete mit großer Wahrscheinlichkeit an einer der eingeschleppten Krankheiten, wie der Pest. Die Verluste innerhalb der indigenen Volksgruppen waren so massiv, dass er noch heute an der Veränderung der Atmosphärenzusammensetzung zu dieser Zeit nachgewiesen werden kann.
Die Indianer wurden im Verlauf der Geschichte zur Minderheit, die von anderen eingewanderten Gruppen als minderwertig und unzivilisiert betrachtet wurden. Noch heute sehen sich Native Americans mit Stigmata und Ressentiments konfrontiert. Die diskriminierende Stellung innerhalb der Gesellschaft führt zu mehr Kriminalität, Drogenmissbrauch und einem Teufelskreis aus Armut und Chancenungleichheit.